25.10.2022Brennendes Matterhorn
AI oder KI. Künstliche Intelligenz. Sie ist längst keine Elfenbeinturmwissenschaft mehr. Jüngstes Beispiel: Mit den aktuellen Text>zu>Bild-Generatoren schafft diese Technologie den Sprung aus der Nische der Digitalkunst in den Alltag der Branche der visuellen Kommunikation.«Angela Merkel als Joker aus dem Film Batman», «Arnold Schwarzenegger küsst Putin auf der ISS». Faszinierend, wie die künstliche Intelligenz die eingetippten Worte zu Bildern zusammenfügt (DALL-E 2). Meist als Collagen erkennbar und offensichtlich skurrile Fiktion. Kunstobjekte oder frühe Gegenwart der Bildproduktion?
Wovon leben Fotografen, Illustrator:innen und Grafik Designer in Zukunft, wenn der selbe Auftrag einer KI übertragen werden kann? Und noch wichtiger: Was, wenn die Render-Ergebnisse bald belltrach‘sche Qualität aufweisen und selbst «Experten» die Echtheit eines Bildes nicht mehr nachweisen können?
Die Antworten auf diese Fragen später. Was bisher geschah und wo wir heute stehen: Das DALL-E-Projekt ist faszinierend. Für Programmierer:innen an amerikanischen Elite-Universitäten. Aber für Ottonormalgrafiker so weit weg wie ein Investment in ein Silicon-Valley-Startup. Mit Stable Diffusion sowie einer anständigen Grafikkarte lauert die «kreative» Artificial Intelligence heute auf der Schwelle der Kreativagenturen.
«Verträumtes Foto eines hübschen französischen Mädchens mit dunklen Haaren, das einen locker sitzenden, übergrossen weissen Pullover trägt und sich bei Sonnenuntergang an eine Fensterbank kuschelt, um an einer Tasse Tee zu nippen. HDR. Fotorealistisch» – Das KI-Resultat erinnert an die Suchergebnisse einer Foto-Stock-Eingabe. Noch mit oroginellen kleinen Fehlern; aber wie lange noch? Wars das mit den Bilddatenbanken? Werden Briefings künftig den Maschinen gestellt? Ja. Die Computer werden das Handwerk erledigen. Nein. Für die Idee, die kreative Interpretation, die Selektion und das Urteil wird es Menschen brauchen.
Kreativität ist eine Kompetenz die, gemäss dem 4K-Bildungsmodell, eine Fähigkeit darstellt, in welcher wir Menschen den Maschinen (noch) überlegen sind. Wir verknüpfen unlogisches und geben diesem neuen Sinn. Wer denkt und mit den Gedanken spielt, dessen «Kopfwerk» wird auch zukünftig Bilder erschaffen, welcher er dem Computer in Auftrag gibt.
Russland oder Ukraine sind Eingaben, welche die KI-Maschinen derzeit nicht akzeptieren. Zu gross ist die Gefahr eines manipulativen Resultats. Ob solche Richtlinien künstlichen Bilder verhindern lassen? Zweifel sind angebracht. Entsprechend wichtig eine zweite K-Kompetenz: das «Kritische Denken». Wir werden nicht mehr prüfen können ob Bilder Deepfake oder realistisch sind. Deshalb brauchen wir ethisch handelnde Medien und wir Konsument:innen den kritischen «Konsum» derer Inhalte. Ob das realistisch ist? Andere Frage.